200 Menschen fordern „Freiheit für Hossein“ und „das Gefängnis muss schließen“!

+++ 200 Demonstrant*innen am 21.05.22 in Glückstadt auf der Straße +++ Solidarität mit dem Hungerstreik im Abschiebegefängnis +++ Freiheit für Hossein und alle anderen Gefangenen +++ weitere Aktionen angekündigt +++

Am Samstag, den 21.05.2022 fand eine überregionale Demonstration unter dem Motto „… bis das Gefängnis wieder schließt! Kein Abschiebegefängnis in Glückstadt und anderswo!“ in Glückstadt statt. 200 Menschen aus Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein solidarisierten sich mit dem, seit sieben Tagen (seit 16.05.22) hungerstreikenden, Gefangenen Hossein N. und allen anderen Gefangenen in der Abschiebehaft Glückstadt. Eine Zubringer-Fahrraddemo zog von Elmshorn zum Glückstädter Hafen, von dort ging die lautstarke Demo über den Marktplatz zum Abschiebegefängnis am Rande der Stadt. Vor dem Gefängnis wurde Hossein N., der vor 22 Jahren aus dem Iran flüchtete und neun Jahre in Kiel lebte, telefonisch zugeschaltet und rief den Demonstrant*innen zu: „Nach so vielen Jahren auf der Flucht, wollen sie mich abschieben. Wo ist da das Menschenrecht, wo ist die Gerechtigkeit?“ Die Demonstrant*innen erwiderten mit „Azadi, Azadi“-Rufen (farsi „Freiheit, Freiheit“).

Ela Hazem, Sprecherin der Kampagne „Kein Abschiebegefängnis in Glückstadt und anderswo!“ fordert die Landesregierung auf Hossein sofort aus der Haft zu entlassen: „Hossein hat alles getan um in Kiel Fuß zu fassen, obwohl die Ausländerbehörde ihm nur Steine in den Weg gelegt hat!“. Hossein N., 52 Jahre alt, erklärte in seiner Rede an die Demonstrant*innen: „Ich habe keine andere Möglichkeit. Ich bin seit über zwanzig Jahren auf der Flucht. Entweder sterbe ich im Hungerstreik oder ich werde entlassen und bekomme einen Aufenhalt. Es gibt keine Alternative!“

In Redebeiträgen von anderen Geflüchteten, Menschen mit Hafterfahrung und  verschiedenen Solidaritätsorganisationen wurde auf die Grausamkeit der Abschiebehaft, die den Gefangenen jegliche Menschenrechte abspricht, hingewiesen. Ela Hazem, 31 Jahre: „Wir sind solidarisch mit allen Menschen auf der Flucht, mit allen Menschen, die die Hoffnung auf Frieden, Gleichberechtigung und Perspektive zur Migration bewegt. Das Recht auf Bewegungsfreiheit ist ein Menschenrecht, es darf kein Privileg von einigen Menschen auf der Welt sein!“.

Naima Becker, Aktivistin, rief zu weiteren Solidaritätsaktionen mit Hossein Nejat auf: „Wir sehen uns am Dienstag, den 24.05. um 11 Uhr vor der Ausländerbehörde Kiel! Und bald in Glückstadt, denn wir werden wieder kommen! Wir werden keine Ruhe geben – bis das Gefängnis wieder schließt! Unser Kampf ist derselbe Kampf, wie der wegen Seenotrettung Angeklagter der Iuventa in Italien. Die Kriminalisierung von Flucht und Migration ist keine Lösung, sie ist ein Verbrechen! Freiheit gibt es nur, wenn es auch Freiheit für alle Menschen bedeutet!“.

Hintergrund-Interview mit Hossein N. (Audio, 17 Minuten): https://glueckstadtohneabschiebehaft.noblogs.org/files/2022/05/Hossein4.mp3 (Stand 20.05.22)

Kontakt:  Kampagne „Kein Abschiebegefängnis in Glückstadt und anderswo!“: Kontakt: glueckstadt-ohne-abschiebehaft@riseup.net

Besuchsgruppe für Menschen in Abschiebehaft Glückstadt (lokale Gruppe vor Ort): 015208874563